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Kooperatives Lernen in telematischen Lernumgebungen


 

Allgemeine Fragestellungen

Gegen Lernen unter Fernstudienbedingungen wird immer wieder vorgetragen, daß die Studierenden zuwenig Möglichkeiten haben, um sich mit anderen Studierenden (horizontale Kommunikation) oder mit Lehrenden (vertikale Kommunikation) auszutauschen. Hier scheint - neben Präsenzveranstaltungen - computervermittelte Kommunikation eine Abhilfe zu bieten, zumeist zusammengefaßt unter den Bezeichnungen Telematik oder "computer mediated communication" (CMC). Telematik erweitert - zumindest von ihrem Potential her - das Spektrum der Lernumgebungen, die eine Fernstudieninstitution zur Verfügung stellen kann, da sie zwischen Personen an unterschiedlichen Orten sowohl zeitgleichen als auch zeitverschobenen Informationsaustausch ermäglicht.

Solche telematischen Anordnungen, zunächst außerhalb des Lern- und Trainingskontexts implementiert und erforscht, werden als neuer Schwerpunkt der Abteilung auf ihre Brauchbarkeit für Lernen und Training hin untersucht. Hier sind vor allem "computer conferencing" (CC) und "computer supported collaborative learning" (CSCL) zu nennen.

Typisches computer conferencing (CC) liegt vor, wenn mehrere, durch ein Computernetzwerk verbundene Personen sich zeitgleich oder zeitversetzt über einen Sachverhalt austauschen. Im Fernstudium erlauben computer-conferencing-Anordnungen Studierenden, die räumlich getrennt sind, untereinander und mit ihrem Tutor in regelmäßigen und intensiven Kontakt zu treten (Stichwort "virtuelles Seminar"). Computer-Konferenzen lassen sich für eine Reihe von Funktionen nutzen, die über den Abruf inhalts- und gegenstandsbezogener Informationen weit hinausgehen, die aber einen Einfluß auf Prozesse des Wissenserwerbs ausüben können. Dabei handelt es sich um Informationen über metakognitive Verarbeitungsstrategien, um Feedback über den eigenen Wissensstand, um Formen der emotionsregulierenden Kommunikation oder um Prozesse des sozialen Vergleichs und der Etablierung einer Gruppenidentität.

Von computer supported collaborative learning (CSCL) spricht man, wenn mehrere örtlich getrennte Personen nicht bloß über ein Netz miteinander kommunizieren, sondern ein spezifisches Problem kooperativ lösen und dabei gemeinsame Ressourcen nutzen, z. B. beim Erstellen eines Textes oder der Konstruktion einer Maschine. Voraussetzung für diese Form des sogenannten distributiven Problemlösens ist der Zugriff der Kooperationspartner auf dasselbe Programm und einen identischen Bildschirminhalt, z. B. auf eine audio-grafische Präsentation.

Im Hinblick auf das Fernstudium könnten CSCL-Anordnungen Modelle für die kooperative Wissensnutzung bzw. -anwendung sein und etwa Möglichkeiten für die Realisierung von Projektlernen bieten. Die durch computer conferencing und computer supported collaborative learning mögliche Erweiterung der für Fernstudium typischen Einzel-Lernsituation um horizontale und vertikale Kommunikation könnte der Intensivierung und Verbesserung des Erwerbs und Transfers von Wissen zugute kommen.

 
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Updated: Dezember, 1996